Troika ist eine Künstler:innengruppe, die 2003 von Eva Rucki (*1976, Deutschland), Conny Freyer (*1976, Deutschland) und Sebastien Noel (*1977, Frankreich) gegründet wurde. Die Künstler:innen leben und arbeiten in London, UK.
In ihren Malereien, Skulpturen, Filmen und raumgreifenden Installationen machen sie die Wechselwirkungen zwischen analogen und digitalen Realitäten zum Thema. Im Zentrum ihres Interesses stehen Erfahrungen und Erkenntnisgewinne durch Technologie und auf welche Weisen diese die Beziehung des Menschen zu Natur, Gesellschaft und Realität global transformiert. Dieses Editorial gibt einen Einblick in Troikas kollaborativ angelegte Arbeitsweise, die meist auf tiefgreifenden wissenschaftlichen Recherchen in den Bereichen der Naturphilosophie und Technikgeschichte basiert, und zeigt wie sie in ihren Werke Fragenkomplexe über künstliche Intelligenz, algorithmische Daten, alternative Lebensformen sowie virtuelle und physische Repräsentationssysteme mit einbeziehen.
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All Photos: Dirk Tacke and Marjorie Brunet Plaza | unless otherwise stated
Troika (2025) | Courtesy of Troika and AMEX, photo: Joe Hart
"Since we started working together we have been observing and reflecting on how technological advancement is influencing our life, people's lives. This is broad but if one starts to look closer most of our everyday actions, interactions or decisions are in one way or other governed, altered, streamlined, aided, assisted by some form of technology."
– Troika
Installation view No Sound of Water, Arte Abierto, Mexico City (2021) | Photo: Studio Troika
Troika eröffnete zuletzt mit deception island die neuen Galerieräume von max goelitz in München. Zuvor stellten sie 2025 in der Schirn Kunsthalle in Frankurt, im Künstlerhaus Dortmund und im Max Ernst Museum in Brühl aus. 2024 zeigten die Künstler:innen anima atman bei max goelitz in Berlin und eröffneten ihre bisher umfangreichste Einzelausstellung Pink Noise in der Langen Foundation in Neuss. Weitere Einzelausstellungen waren zuletzt im MAK in Wien (2024), im Espacio Arte Abierto in Mexiko City (2021), in der Barbican Gallery in London (2018), NC-arte in Bogotá (2015) und Daelim Museum in Seoul (2014) zu sehen. Troikas Arbeiten waren 2024 zudem als Teil der Gruppenausstellung Poetics of Encryption in den KW in Berlin und in der Kunsthal Charlottenborg in Kopenhagen zu sehen.
Installation view Pink Noise, Langen Foundation Neuss (2024)
Out of Place, Out of Time (2025) versammelt eine Serie spekulativer Landschaften, in denen Troika unwahrscheinliche Begegnungen zwischen geologischen Epochen, digitalen Prozessen und spekulativer Erinnerung inszeniert. Eine ausgestorbene Key-Largo-Kaktusart scheint in arktischem Eis zu wachsen oder in tropischen Sumpfgebieten zu wurzeln. Diese Bildwelten wirken wie Projektionen eines maschinellen Unterbewusstseins, gespeist aus dem kollektiven visuellen Gedächtnis der Erde. Erzeugt wurden sie mithilfe von Text-zu-Bild-Algorithmen, die aus kurzen Spracheingaben in Sekundenbruchteilen Bilder generieren. Formal überführt Troika diese flüchtigen Visionen in ein Medium physischer Beständigkeit: die Platinotypie. Dieses fotografische Verfahren aus dem 19. Jahrhundert nutzt Platin- und Palladiumsalze – Materialien, die gleichermaßen in der Frühzeit der Fotografie wie in heutiger Halbleitertechnik Verwendung finden. Die Wahl dieses langlebigen Trägers verleiht dem Bild eine materielle Präsenz, die weit über die vergängliche Eingabe digitaler Algorithmen hinausreicht. Eine paradoxe Allianz, die das Verhältnis von Zeit, Gedächtnis und Bildproduktion neu verhandelt.
Troika, Out of Place Out of Time (Lostmans River), 2025
Die Skulpturen der Serie Ultraflora (2025) erscheinen als komplexe metallische Strukturen, deren Oberflächen organisch gewachsen und doch künstlich modelliert zu sein scheinen. In den Werken überlagern sich Pflanzengewebe, Wurzelsysteme und mechanische Prozesse. Volumetrische Scans sogenannter Pionierpflanzen – wie beispielsweise des Baum-Aeoniums, das für seine Fähigkeit bekannt ist, in extremen Klimazonen zu überleben – werden auf ein virtuelles räumliches Raster übertragen, umgestaltet und dann mit Hilfe eines Roboterarms neu materialisiert. Geschmolzenes Metallfilament wird in Schichten aufgetragen, sodass die Skulpturen nach und nach zu ihrer endgültigen Form heranwachsen. Auf diese Weise entstehen Werke, die den Übergang zwischen Natur und Technologie sichtbar machen. Die daraus hervorgehenden „Grenzgänger“-Pflanzen gehören zu Troikas spekulativen Field Guide to Virtual Botany. Es sind Arten, die in Schwellenräumen existieren, sich klassischen Klassifikationen entziehen und ihre Umwelt aktiv verändern. Sie wachsen dort, wo Gegensätze aufeinandertreffen, an den Rändern von Land und Meer, zwischen Leben und Tod, zwischen Realität und Fiktion.
Installation view deception island, max goelitz, Munich (2025)
In Programming Harmony Touching Clear Sky zeigt Troika weite Landschaften, die aus der Ferne zunächst wie monochrome Naturdarstellungen erscheinen. Grüne Flächen scheinen eine Wüste, eine ferne Hügellandschaft oder den Horizont anzudeuten. Doch beim Näherkommen löst sich die Komposition in ein gleichmäßiges Raster auf: handgemalte Quadrate, sorgfältig gesetzt, sechzehn Farbnuancen zwischen hell und dunkel, die an die Logik digitaler Pixel erinnern. Die Bildoberfläche wirkt wie ein Filter, der die Szene zugleich zeigt und verbirgt. Während aus der Distanz ein Landschaftsraum aufscheint, tritt bei genauer Betrachtung die Struktur des Mediums selbst in den Vordergrund. Die Serie basiert auf Aufnahmen von Überwachungskameras und Satelliten, die auch in den entlegensten Regionen der Erde präsent sind. So werden Bilder aus der Mojave-Wüste oder von anderen abgelegenen Orten sichtbar – vermittelt durch technische Systeme, die Landschaft in Daten zerlegen, bevor sie in Farbe übersetzt wird.
Troikas Werkserie Forest Filled with Pines and Electronics (seit 2023) greift das „Internet of Trees“ auf und zeigt Waldbrände in Kalifornien die von einem Netzwerk an Alarmkameras aufgezeichnet wurden, die als Frühwarnsysteme an Bäumen befestigt sind. Diese filmten wie zunächst der Wald und schließlich die Kameras selbst von Flammen erfasst wurden. Die extreme Hitze des Naturschauspiels überträgt Troika in ihre Bilder, indem sie die langsame Zersetzung der Kamera durch die Flammen auf den Prozess der Malerei übertragen. Die Farben der Grundierung scheinen ineinander zu fließen und die Pixelstruktur wird durch Unregelmäßigkeiten durchbrochen. In Teilen der Werkserie bleiben die Zahlen, welche den Farbauftrag im Entstehungsprozess definieren sichtbar, als wäre die Farbe durch Hitze heruntergetropft und nur noch die Struktur des Bildes übrig. So zeigt Forests Filled with Pines and Electronics die physische Rückkopplung der Brände auf das aufgenommene Bild, indem die Leinwand selbst in ihre Bestandteile zu zerschmelzen scheint.
Studio view, London | Photo: Studio Troika
- Troika
Studio view, London | Photo: Studio Troika
Irma Watched Over by Machines (2021) ist Teil der Werkserie, in der Videoaufnahmen windgepeitschter Palmen während des Hurrikans Irma, bzw. Katrina in eine malerische Komposition übertragen wurden. Bei genauerem Hinsehen besteht auch die gemalte Oberfläche aus einer feinen Verpixelung, die auf dem spezifischen Farbraster im digitalen RGB-Farbraum basiert. Der dominierende grüne Farbton von Irma Watched Over by Machines entsteht durch die Zerlegung in Farbmosaike entsprechend der digitalen Bildaufnahmen, in denen doppelt so viele grüne, wie blaue oder rote Pixel im Bild enthalten sind. Der Effekt des digitalen Bildes, welcher der erhöhten Empfindlichkeit des menschlichen Auges gegenüber grünen Farbtönen entgegenwirkt, wird in die Malerei übernommen.
Troika imitiert die technische Sehweise der Kamera und überträgt ihre Logik manuell auf die Leinwand. Dabei wird die Diskrepanz zwischen der Objektivierung des zerstörerischen Ereignisses durch die neutrale, technische Aufzeichnung und dem Inhalt des Bildes deutlich, der eine Naturkatastrophe zeigt und emotionale Assoziationen weckt. Die Übersetzung von Troika in Malerei wird selbst zum maschinellen Akt, in dem die genauen Farbwerte zunächst ermittelt und dann mit einer Spritze systematisch aufgetragen werden. Ihre Malweise zeichnet sich durch manuelle Nachahmung und Wiederholung aus und erfordert dabei eine mechanische Präzision. Die Künstler:innen untersuchen, wie digitale Informationen in die physische Realität übergehen und beide Welten sich gegenseitig beeinflussen.
Installation view Pink Noise, Langen Foundation Neuss (2024)
Installation view in a forest of red, green and blue, max goelitz, Munich (2023)
"With Anima Atman, our familiar world turns unfamiliar, strange and alien, placing us at the threshold of uncertainty, and in a state that no longer is what it was, and not yet is what it will be."
– Troika
Als widerstandsfähige Organismen sind Disteln in der Lage sich schweren Bedingungen anzupassen und wachsen auch auf Brachflächen. Diese verlassenen Gebiete, die von der früheren Anwesenheit von Menschen gekennzeichnet sind und aufgrund von Zerstörung oder klimatisch schwierigen Bedingungen aufgegeben werden, können von Disteln, sowie anderen Pflanzen, Tieren und neuen Lebensformen neu besiedelt werden. In Anima Atman besteht die Brachlandschaft aus Silizium, das als Rohstoff für die Herstellung von Computerchips der Erde entnommen wird. So zeichnet Anima Atman ein futuristisches Landschaftsbild, indem die Distel aufgrund ihrer intelligenten Fähigkeiten auf den ruinösen Strukturen der Rohstoffgewinnung überleben kann.
Installation view Buenavista, Schirn Kunsthalle Frankfurt (2025) | Photo: Roy Bon
In der Videoarbeit Buenavista (2025) entfaltet sich das imaginäre Innenleben einer Maschine. Auf der Leinwand durchstreift eine emergente Lebensform fragmentierte digitale Landschaften, stets auf der Suche nach einem ökologischen Nischenraum. Zwischen chaotischen Simulationen und flüchtigen Topografien erscheint ihre Sehnsucht nach der „schönen Aussicht“ wie ein Spiegel unserer eigenen Wünsche und Projektionen. Dabei entsteht ein Schwebezustand zwischen technischer Imagination und menschlichem Begehren, in dem sich die Grenzen von Natur, Maschine und Vorstellungskraft auflösen.
Installation view Buenavista, Schirn Kunsthalle Frankfurt (2025) | Photo: Roy Bon
– Delia Hannah (curator)
Installation view Buenavista, Schirn Kunsthalle Frankfurt (2025) | Photo: Roy Bon
"We are interested in the shifting boundaries between nature and artifice, the real and the romanticised, the living and non-living, us and the other."
- Troika
Installation view Drei Sekunden, Künstlerhaus Dortmund (2025) | Photo: Jens Sundheim
Der multimediale Werkzyklus Untertage spiegelt Troikas konstante Auseinandersetzung mit Salzkristallen als eine treibende Kraft in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Mit einer Reihe von Werken schlägt das Kollektiv eine Brücke über Jahrmillionen, in denen Salz zum Werkzeug für Kontrolle, Domestizierung der Natur und Veränderung unserer Umwelt geworden ist, sowie zum heutigen technologischen Fortschritt beigetragen hat. Mit Untertage gesteht Troika dem Salz eine eigenständige Wirkmacht zu und untersucht das Mineral als prägenden Akteur zivilisatorischer Entwicklungen.
Installation view No Sound of Water, Arte Abierto, Mexico City (2021) | Photo: Studio Troika
– Seisma Magazine
Studio view, London | Photo: Studio Troika
Evolutionary Composite (2023) ist Teil einer Werkserie in denen Troika Salzkristalle als treibende Kraft hinter einer Reihe von Erfindungen und Technologien ins Zentrum rückt, ohne die sich die menschliche Zivilisation nicht so entwickelt hätte, wie wir sie kennen. In den Wandarbeiten stellt das Kollektiv zwei Objekte gegenüber, die für die humane Zivilisation bedeutend sind: Das älteste Werkzeug der Menschheit – einen Faustkeil aus Feuerstein – und ein Wafer aus Silizium, der in der Herstellung von Computern genutzt wird. In der Herstellung beider spielt Salz eine wichtige Rolle, das im Laufe von 3,3 Millionen Jahren als Material verfeinert wurde. In dieser Betrachtungsweise macht es den Anschein, als ob das Salz durch seine eigene Kraft den menschlichen Fortschritt für immer vorangetrieben hätte. Gleichzeitig hinterfragen die Werke den stetigen Drang nach Wachstum, den Status quo modernen Lebens.
Die Skulptur Pile of Salt setzt sich aus aufgeschütteten Salzkristallen zusammen, die eine miteinander verbundene Form aus Pyramide und Kegel bilden. Obwohl sie einen gemeinsamen skulpturalen Körper aus Salz teilen, scheinen sie wie zwei Entitäten, die jeweils einen eigenen Ausganspunkt haben und separat voneinander wirken. Eine metallene Platte bildet jedoch den gemeinsamen Grundriss, auf den das feinkristalline Salz geschüttet wird und den Gesetzen von Schwerkraft und Rieselfähigkeit folgend, seine Form bildet. Die geometrische Kontur gibt die Form vor, von der ausgehend die Skulptur wächst.
Terminal Beach ist ein animierter Film, der ein futuristisches Endzeitszenario zeigt, indem ein affenähnliches Wesen, den vermeintlich letzten Baum auf der Erde fällt. Mit Hilfe von Motion Capture wurden die Bewegungen einer Person, die eine Axt schwingt, aufgenommen, und auf einen Produktionsroboterarm übertragen, der mit langen dunklen Haaren bekleidet war. Dadurch entwickelt der Roboter eine tierische oder menschliche Anmutung, die ein merkwürdig entrücktes Gefühl vermittelt. In dieser Szenerie bringt der Roboter zu Ende, was die Menschheit vor langer Zeit begonnen hat – die fortschreitende Zerstörung unseres Planeten. Der Titel Terminal Beach ist eine Anlehnung an J.G. Ballards Sammlung von Science Fiction Kurzgeschichten, in deren Mittelpunkt das bittere Paradoxon steht, dass die außergewöhnliche schöpferische Kraft der menschlichen Vorstellungskraft nur von ihrem rücksichtslosen Zerstörungstrieb übertroffen wird.
Installation view Terminal Beach, MAK Museum für Angewandte Kunst, Vienna (2024) | Photo: © kunst-dokumentation.com/MAK
Installation view No Sound of Water, Arte Abierto, Mexico City (2021) | Photo: Studio Troika
Die Ergebnisse kollidieren mit traditionellen Darstellungen und Klassifizierungen verschiedener Epochen, kultureller Artefakte, Glaubenssysteme und historischer Geografien. Verstärkt wird dies durch die Produktionsmethode, bei der verteilte Produktionsstätten - über den ganzen Globus verteilte 3D-Drucker - eingesetzt werden, um digitale Informationsfragmente aus verschiedenen Kontexten neu zu kombinieren.
I woke up to find myself scattered across continents | Photo: Studio Troika
"Troika's work sits at the intersection of virtual and material worlds, and the creative use of emerging tools. The group explores the porous boundary between nature and technology today — showcasing how digital systems represent and construct our environment. At a time of climate crisis, and social instability attending digital change, their work underlines how a collision between machine and human imagination ushers in a new world."
– Dehlia Hannah & Nadim Samman, curators of the solo show Pink Noise, Langen Foundation
Installation view Poetics of Encryption, KW - Institute for Contemporary Art, Berlin (2024) | Photo: Studio Troika
Installation view Pink Noise, Langen Foundation Neuss (2024)
Reality is Not Always Probable (2021) ist eine Serie von Wandobjekten, deren wellenförmige Muster sich aus der Anordnung tausender Würfel ergibt. Ausgehend von Troikas Interesse an den Zusammenhängen zwischen Zufall und Kontrolle stellen die Werke die Materialisierung einer computerbasierten Simulation dar. Der Algorithmus, der auf dem Modell des zellulären Automaten beruht, erzeugt spontane Systeme, deren Ausgangspunkt von Troika festgelegt ist. Die Anordnung der Würfel in einer Zeile bestimmt die der nächsten, wodurch komplexe Abfolgen entstehen, die sich nach dem binären Prinzip Farbe bzw. Nicht-Farbe ergeben.
– Troika
Studio view, London | Photo: Studio Troika
Für die neuesten Werke der Serie entwickelte Troika einen komplexeren Algorithmus als zuvor, der von John Horton Conway’s „Spiel des Lebens“ inspiriert ist. Der Mathematiker entwickelte 1970 ein einfaches Regelwerk – ein Algorithmus – das auf ein einfaches Gitter von Spielsteinen angewendet wird und mit dem komplizierte Verfahren erklärt werden können. Sein Algorithmus wurde dann zur Modellierung des Bevölkerungswachstums, musikalischer Kompositionen, künstlicher Lebensformen und sogar der Evolution verwendet. Sein einfaches „Spiel“ hat Biolog:innen, Wissenschaftler:innen und Philosoph:innen geprägt. Troika greifen dies auf, um anhand des Algorithmus verschiedene Muster zu formen, wobei diese nicht voraussagbar sind, sondern sich in jedem neuen Vorgang anordnen können. Troika beginnt in diesem Werk mit einer zufälligen Reihe von farbigen und weißen Würfeln in der oberen Reihe. Jede weitere Würfelreihe und Farbwahl wird daraufhin durch die darüber liegende Reihe bestimmt. Anders als bei frühen Arbeiten der Werkserie, ist der Algorithmus nicht mehr binär und so definiert, dass die Farbe der Würfel berücksichtigt wird, aus dem dann die organischen, wachstumsähnlichen Muster hervorgehen.
Installation View, Cartography of Control, Kohn Gallery, Los Angeles (2015) | Photo: Studio Troika
Die Quadratur des Kreises (2023) ist Teil einer fortlaufenden Serie von Arbeiten, in denen Troika die vielfältigen Möglichkeiten des Wissens und des Verständnisses der Welt erforscht. Die Skulpturen sind Werke mit mehreren Facetten, die unterschiedliche geometrische Formen in einem darstellen. Inspiriert von Edwin Abbotts satirischem Roman „Flatland“, in dem die Bewohner einer zweidimensionalen Welt die Existenz dreidimensionaler Objekte nicht begreifen können, bringt das Werk verschiedene geometrische Formen zusammen, die von zwei gegensätzlichen Standpunkten aus betrachtet werden.
Installation view Die Quadratur des Kreises, R+V Wiesbaden (2023) | Photo: Anton Sahler
"We are interested in the idea how and if a single entity, view, discipline can attain a full image of reality."
– Troika
Installation view Die Quadratur des Kreises, R+V Wiesbaden (2023) | Photo: Anton Sahler
Installation view The Shape of a Circle in the Mind of a Square, Zealand Academy, Køge, Denmark (2020) | Photo: Studio Troika
Die Werkserie Borrowed Light ist eine Weiterentwicklung der gleichnamigen Installation, die 2019 im Londoner Barbican ausgestellt war und in der eine, sich langsam bewegende Schleife aus Diafilm, den Eindruck eines stetigen Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs vermittelte. In beiden Werken entsteht ein Fluss intensiver Farbfelder, vergleichbar mit einem abstrakten fotografischen Bild. Das Werk folgt der Idee eines abstrakten Sonnenaufgangs oder Sonnenuntergangs, in der das Farbspektrum dieses besondere Lichtereignis repräsentiert. Anstatt eine aufgezeichnete Realität zu schaffen, verwischt Borrowed Light die Grenzen zwischen Erfahrung und physischen Sphären, natürlichen und vom Menschen geschaffenen Räumen.
Der Sonnenuntergang ist eines der am häufigsten aufgenommenen und reproduzierten fotografischen Motive und stellt den Versuch dar, dieses vergängliche Naturereignis digital festzuhalten. Troika verbinden in ihren Arbeiten analoge und digitale Techniken, um mit nicht-materiellen oder ephemeren Medien, wie Licht zu arbeiten und um deren Rezeption als etwas Wandelbares, anstatt Absolutes zu gestalten. Die Künstler:innen erweitern das zweidimensionale Bildmedium zu einem dreidimensionalen Objekt und erkunden, wie Technologie die menschliche Beziehung zur Realität verändert und die digitale Welt zunehmend in die physische Welt hineinreicht.
Installation view Maybe we should stop thinking that everything always starts from the beginning, We The Curious, Bristol (2021) | Photo: Studio Troika
Installation View Borrowed Light (2018), Barbican Center, London (2018-2019) | Photo: Studio Troika
Studio view, London | Photo: Studio Troika
Troikas medienübergreifende Arbeiten sind Teil der Sammlungen des Centre Pompidou in Paris, des M+ in Hongkong, des Victoria & Albert Museums in London, des Art Institute of Chicago, des MoMA in New York, der Jumex Collection in Mexiko City und des Eretz Israel Museums in Tel Aviv. Im Jahr 2010 realisierte Troika drei ortsspezifische Installationen für den Britischen Pavillon auf der Weltausstellung Expo in Shanghai.
Installation view Poetics of Encryption, KW - Institute for Contemporary Art, Berlin (2024) | Photo: Studio Troika